Einleitung:
In meinem letzen Teil der Kulturanthropologischen Betrachtung des „Königreich Deutschland“ hatte ich Ihnen ein zurückgezogenes Volk in der Wildnis des östlichen Teils Deutschlands vorgestellt und versucht Ihnen einen Einblick in die schwierige Nahrungsbeschaffung, dieses von der Zeit und der Zivilisation vergessenen Stammes, zu vermitteln.
Als Fazit hatte ich festgestellt, dass es erstaunlich wenig Anstrengung gibt, die angelegten neolithischen Kulturflächen vor der Verwilderung zu schützen. Überhaupt scheint der Nahrungserwerb eher zweitrangig zu sein! So findet sich in dem mir vorliegenden Berichten z.B. ein Ereignis, das ich zum besseren Verständnis hier weitergeben möchte.
Es gibt in den mündlichen Überlieferungen der Wilden eine Stelle, die über ein Zusammentreffen mit Gesandten aus einer weit entfernten Hochkultur berichtet.
Da ich in den schriftlichen Aufzeichnungen jener Hochkultur ebenfalls Verweise zu diesem Vorfall finden konnte, müssen wir dies wohl als historisch gesichert ansehen.
Doch auch nach Auswertung sämtlicher Unterlagen kann ich nur eine grobe Übersicht der damaligen Geschehnisse liefern.
So traf wohl eine Gesandtschaft der „sonnenstaatländischen Hochkultur“ auf den königlichen Häuptling und eine Auswahl seiner Krieger. Dieser eigentlich als Akt der Völkerverständigung zu wertende Vorgang endete in einem Eklat. Obwohl die Abordnung der Hochkultur einen, für neolithische Verhältnisse wahrhaft reichhaltigen Korb mit Nahrungsmitteln als Geschenk mitbrachten, wurden sie von den Kriegern des Häuptlings angegriffen. Nach einer kurzen gewalttätigen Auseinandersetzung zogen sich die Wilden in die Wälder zurück. Der Korb mit Nahrungsmitteln wurde, obwohl vielleicht überlebensnotwendig, einfach zurück gelassen.
Wie also kann man die Folgen dieser fatalen, kulturübergreifenden Begegnung werten?Was war der Grund für die Abweisung lebensnotwendiger Nahrungsmittel?
Die Antwort auf diese Fragen ist nicht einfach zu finden, müssen wir doch erstmal die topografischen, demographischen und religiösen Strukturen dieses Naturvolks betrachten.
Topografie
Die geografische Lage des Königreichs ist nicht sehr günstig für eine strukturelle Entwicklung hin zu Zivilisation. Liegt das Rückzugsgebiet doch in einem, für Deutschland häufig im Osten vorkommenden, braunen Sumpf.
Topografische Lage, ca 2015
Ein Eingeborener versucht mit primitivsten Mitteln, einen Weg durch den braunen Sumpf zu bahnen. Wird es erfolgreich sein oder wird das „Königreich Deutschland“ weiter im braunen Sumpf versinken?
Topografische Lage, ca 2015
Der Weg aus dem braunen Sumpf wurde gelegt, aber die grüne „Boa Gardena“ wartet schon auf arglose Ureinwohner.
Topografische Lage, ca 2015
Wildhunde lauern an der Sumpf-Waldgrenze. Sie warten aufmerksam auf jeden der die bemitleidenswerte Gruppe verlassen will. Ob sie vom Häuptling abgerichtet sind, um eine Flucht der Ureinwohner zu verhindern, ist nach derzeitig verfügbaren Quellen nicht sicher zu sagen.
Topografische Lage, ca. 2015
Ein ausgemergelter Eingeborener erfreut sich an der Sumpf-Savannengrenze über geerntete Stöcke. Im Hintergrund ist gut zu sehen, wie ein weiters Stammes Mitglied das übliche „Kopf in den Sand stecken“ Ritual betreibt. Schade, dass auch er wahrscheinlich nur bis zum Hals im braunen Sumpf steckenbleibt.
Fazit:
Die Frage, warum sich dieses einfache Volk wider erwarten dem täglichen Kampf um die Existenz verweigert, kann auch mit den Topografischen Gegebenheiten nicht abschließend erklärt werden. Warum lassen sie trotz aller Schwierigkeiten beim Nahrungserwerb einen Korb voller Nahrungsmittel einfach stehen?
Dieser Frage werde ich in der nächsten Folge der Kulturanthropologischen Betrachtung des „Königreich Deutschland“ nachgehen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
NDR sagte:
OK, das klingt jetzt ein bisschen kindisch, aber:
Erster!
LikeLike
Deppenfänger sagte:
Und ich bin immer nur zweiter!!!!einself!!
LikeLike
NDR sagte:
„So traf wohl eine Gesandtschaft der “sonnenstaatländischen Hochkultur” auf den königlichen Häuptling und eine Auswahl seiner Krieger.“
Der ganze Abschnitt ist wirklich klasse!
LikeGefällt 1 Person
Deppenfänger sagte:
Ich weiss, ich bin ein Arsch.
Das schöne an der Sache ist, es macht mir soviel Spaß, das zu schreiben, dass das schon als pervers gelten würde.
Muss mal Wilki fragen ob er mein verschollener Bruder ist.
LikeLike
NDR sagte:
Na ja, „Pervers“ würde ich das nicht nennen, das ist halt ironisch bis sarkastisch. Das ist schon immer der Stil in unserer Ecke gewesen!
LikeGefällt 1 Person
Deppenfänger sagte:
Satire ist ein scharfes Schwert!
LikeLike
Lalaburg sagte:
„Das schöne an der Sache ist, es macht mir soviel Spaß, das zu schreiben, dass das schon als pervers gelten würde.“
Nein, pervers ist es sicherlich nicht. Ich würde diese Freude als künstlerische Hingabe bezeichnen. Da die inhaltliche Distanz zum Sujet ja mehr als gewahrt bleibt, ist das sehr prima. Weiter so.
Inhaltlich möchte ich einwerfen, dass der angelegte „Weg aus dem braunen Sumpf“ allerhöchstens ein ideeller, aber kein praktischer sein kann. Die Beschaffenheit des verwendeten Material, aber auch das Fehlen nachhaltiger Bautechniken lassen die Vermutung aufkommen, dass eine Benutzung dieses Wege von Vornherein nicht vorgesehen ist. Nicht nur wäre es hochgefährlich, sich über krumm und schief verlegte, unbehandelte, durch die vorherrschende Feuchtigkeit hochklitschige Holzscheiben zu bewegen, nein, auch dürfte die Zeitspanne, bis sich die Natur durch den natürlichen Verwesungs- und Vegetationsprozess die Oberhoheit über den „Weg“ zurückerobert hat, ausgesprochen knapp ausfallen.
Man kann also davon ausgehen, dass die Anlage des „Weges“ reinen Ritualcharakter besitzt. Vielleicht soll damit der Zusammenhalt der Gruppe gestärkt werden, indem aufgezeigt werden soll, dass es trotz intensiver Anstrengungen eigentlich gar keinen gangbaren „Weg aus dem braunen Sumpf“ geben kann.
Es bleibt rätselhaft.
LikeGefällt 1 Person
Deppenfänger sagte:
Lalaburg schrieb:
Das ist ein sehr interessanter Ansatz!
War es doch auch mein erster Verdacht.
Ich möchte nicht vorgreifen aber es liegen mir Bilder, von gepflasterten und regelmäßig gepflegten Pfaden vor. Obwohl sie vermutlich einem präfiduziarischen Zeitalter entstammen, zeigen sie die Spuren einer regelmäßigen Benutzung. Warum grundlegende zivilisatorische Errungenschaften nicht genutzt werden um den „braunen Sumpf“ zu verlassen, ist nach dem derzeitigen Stand der Forschung noch nicht ausreichend geklärt. Auch der Verdacht auf institutionalisierten Toastbrot Schmuggel, von den Ältesten organisiert, sowie durch den Häuptling gedeckt wurde noch nicht bewiesen.
Ich würde mich Freuen, wenn ich Deine Arbeitshypothese in meinem nächsten Artikel zitieren dürfte.
PS: Entschuldige meine späte Antwort, aber die Forschung in den frühen sonnentaatlichen Quellen erfordert viel Zeit.
LikeLike
Lalaburg sagte:
Gerne darfst Du mich zitieren, es ist mir eine Ehre.
Einer Entschuldigung bedarf es nicht übrigens nicht, ich habe doch allerhöchstes Verständnis dafür, dass die Quellenstudien zu diesem Komplex enorm viel Zeit veranschlagen. Ist doch, soweit mir bekannt, das Idiom dieser Gruppe noch lange nicht vollständig entschlüsselt.
Jenes mit den gepflasterten und regelmäßig gepflegten Pfaden erscheint mir auch sehr merkwürdig. Vielleicht sind diese nur den Anführern vorbehalten?
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Es bleibt rätselhaft.
LikeLike
Pingback: Kulturanthropologische Betrachtung des “Königreich Deutschland” Teil III | Deppenfänger